Nachträge
![]() |
Hennig-Vogel, SabineJahrringBei einem Picknick fällt Kerstin Lotz tot um - Allergieschock. Alle Anwesenden sind ehemalige DDR-Studenten und durch ihr Studium in der Sowjetunion auf besondere Weise miteinander verbunden. Hat einer der sieben Erdnussöl unter die selbst gemachten Speisen gemischt und damit Lotz absichtlich in tödliche Gefahr gebracht? Oder rechnete die Frau mit einer schrecklichen Diagnose und wollte aus dem Leben scheiden? Einen ihrer Kommilitonen, den Hobby-Autoren Michael Krüger, hat sie beim Plagiieren erwischt. Wollte er sich rächen?
|
![]() |
Durrer, HansHerolds RacheHorst Herold bemüht sich seit vielen Jahren erfolglos um einen Job. Eines Tages hat er genug und beschließt, sich an denen zu rächen, die ihn haben abblitzen lassen. In Bangkok trifft er bei den Anonymen Alkoholikern auf Hugo Bertschi, der ebenfalls mit Rachegedanken spielt. Ohne dass sie voneinander wissen, beauftragen sie eine thailändische Computerspezialistin, Email-Konten in der Schweiz zu hacken und geheim gehaltene Informationen an die Öffentlichkeit zu bringen. Eine Lawine bricht los. Plötzlich werden auf der ganzen Welt, von Zürich bis Recife, einflussreiche Profiteure des allüberall herrschenden Raubtierkapitalismus umgebracht. Polizeilich verwertbare Hinweise auf die Täter gibt es nicht, es scheint, als ob sich das kollektive Unterbewusstsein die gängigen Ungerechtigkeiten einfach nicht mehr bieten lassen will.
|
![]() |
Kunz, GunnarZeppelin 1261924. Langsam erholt sich Deutschland von der Inflation. Hendrik Lilienthal, Professor für Philosophie, und Diana, die Frau seines Bruders und Assistentin von Max Planck, nehmen an einer Probefahrt des Zeppelins LZ 126 teil, bevor dieser als Reparationsleistung an die US Navy geliefert wird. Doch die Mitreisenden entpuppen sich als schwierig, unter der Oberfläche gären mühsam verborgene Spannungen, es kommt zu Handgreiflichkeiten. Schließlich geschieht ein Mord.
|
![]() |
Kunz, GunnarDunkle TageBerlin, 1920. Soziales Elend, politische Richtungskämpfe und Ungewissheit bestimmen den Alltag. Inmitten der Nachkriegswirren wird Hendrik Lilienthal, Philosophieprofessor an der Universität, zu den Ermittlungen im Mordfall Max Unger hinzugezogen. Unger war Industrieller, Kriegsgewinnler und bekannt für seine rabiaten Methoden. Sein Tod lässt denn auch mehr Sektkorken knallen als Tränen fließen.
Unsere Meinung:In der Regel ist es bei Krimis verwerflich, etwas über die letzten Seiten des Werks zu erzählen, weil man damit zu viel verraten könnte.
Dies gilt auch für die "Dunklen Tage". Auch hier sind die letzten Seiten äußerst aufschlussreich, denn sie enthalten Danksagungen an allerlei Professores und Doctores sowie die recht umfangreiche Lese- und Rechercheliste des Autors. Tatsächlich könnte man nach den hier geschilderten historischen Begebnissen vermutlich die Uhr stellen, all die genannten Automarken, Schlager und Tageszeitungen sind verbürgt. Hobbyhistoriker werden also wenig Grund zur Klage haben. Leider gelingt es Kunz (wie leider manch anderen Autoren) nicht, das Wissen um die historischen Zusammenhänge in Atmosphäre und Spannung umzusetzen. Da hilft weder Namedropping noch der mittels eines Militärhistorikers verbriefte Klang eines Schrapnells. Gerade die ebenso chaotischen wie bedrohlichen Umstände rund um Kapp-Putsch, Generalstreik und drohende Gegenrevolution hätten da eine Menge Stoff geboten. Auch umfasst die Leseliste leider keine Stilkunde. Ein weiteres schmerzliches Manko. Da lässt uns etwa die Magnatenmatrone wissen, einer ihrer Verwandten habe "etwas verbockt". Verstärkt wird dieses Ärgernis durch die neue Rechtschreibung, von der man wenigstens in den Dialogen hätte absehen sollen. So verkündet Erbe Unger, er werde das größte "Eisen verarbeitende" Unternehmen aufbauen. Sollte dem durchaus sympathischen Ermittlerpaar ein zweiter Fall bevorstehen, empfiehlt sich die Lektüre zeitgenössischen Stoffs. In Heinrich Manns "Untertan" etwa lässt sich gut studieren, wie man sich damals bei Unternehmers zu unterhalten pflegte. Auch in Sachen Spannung wäre ein Zugewinn möglich, wenn Kunz darauf verzichten würde, stereotype Sympathiemodelle umzusetzen. Zu schnell wird klar, dass wackeren Proletariern im Gegensatz zu Putschisten und Industriellen keinerlei Missetaten zuzutrauen sind. [ kw/30.01.2007 ] ![]() |
![]() |
Seeber, BirgitNacht über GothaGotha, 1979: Die Museumspädagogin Annette will aus der DDR ausreisen, will frei sein und sich mit dem Hamburger Martin eine gemeinsame Zukunft aufbauen. Doch kaum hat sie ihren Antrag auf Ausreise gestellt, gerät die junge Liebe beiderseits der innerdeutschen Grenze in das Visier der Staatssicherheit. Fortan verwandelt sich ihr Alltag in einen wahren Albtraum aus Bespitzelung und unverhohlener Bedrohung.
|